Als ich hereinkomme, wird gerade ein junger Mann mit akkuratem, neuem Haarschnitt verabschiedet: „Liebe Grüße zuhause!“. Ich staune. „Es sind fast alles Stammkunden, die zu mir kommen, ich kenne seine Eltern, seine Geschwister schon lange,“ lacht Unita, die Inhaberin des kleinen Salons, „wir sind fast so etwas wie eine Familie.“ Dabei hat sie sich erst vor nicht ganz drei Jahren mit „Unita Hair“ im Grätzl niedergelassen.
„Ich habe schon meine Puppen frisiert, und habe mir dann als Teenager gedacht, Du wirst Friseurin, da hast Du viel Freizeit und viel Geld,“ sie lacht aus vollem Hals, „die Realität schaut natürlich ganz anders aus, aber ich habe es nie bereut. Ich liebe absolut, was ich tue, und ich liebe die Menschen.“ Jetzt ist Unita Keranovic eine beliebte Friseurin, und nicht nur das. Sie ist auch Psychologin, Stil-Coach, Eheberaterin. Und das oft von 7 Uhr morgens bis 9 Uhr abends, denn nur so können sich Unitas Kundinnen oder Kunden die Haare auch vor beziehungsweise nach der Arbeit schneiden lassen, darauf legt sie Wert.
Bevor Unita hier einzog, waren die Räume in der Obermüllnerstraße 13 ein Lager gewesen, sie hat alles in Eigenregie umgebaut, jetzt ist sie stolz auf ihr kleines Reich und mag das Grätzel gern. „Den Shop hier habe ich mir in letzter Minute geschnappt, jetzt ziehen viele Leute her, das Viertel boomt, was leider auch bedeutet, dass alles teurer wird.“
Ihre Kunden kommen allerdings von überall her, eine Stammkundin von früher kommt sogar extra aus Baden.
„Unita Hair Haar Handwerk“ hält, was der Name verspricht – nur Unita selbst legt hier Hand an, ihr vertrauen die vielen Stammkunden. „Das Schönste ist für mich, wenn ich ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann.“ Gelächelt, gelacht, gealbert und gekichert, das wird hier viel.
Unita mag sich nicht auf eine einzige Produktlinie festlegen, auch wenn sie dann beim Einkauf sparen könnte, denn, so ist sie überzeugt, die Vielfalt macht´s, und jede Firma hat feine Produkte, die mal eher zu dem glatten Haar der einen Kundin, mal zu den Locken der anderen passen. Und lehnt auch einmal ab, zu färben, wenn sie befürchtet, damit dem Haar zu schaden. „Wenn ich es erkläre, war noch nie jemand böse deswegen. Manchmal färben sie dann zuhause und kommen danach verzweifelt zu mir, damit ich rette, was zu retten ist“, wieder lacht sie herzlich.
Eine Dame und ihre Teenie-Tochter kommen herein. „Ah, wie geht es euch?“ und dann zu mir: „Dieses schöne Mädchen, Edina, ihre Mama war noch schwanger mit ihr, als sie zum ersten Mal bei mir waren.“
Edinas Längen schneidet Unita nicht mit der Schere, das kleine Gerät in ihrer Hand summt, „wenn nur der Spliss weg soll, dann ist das mit dem Trimmer schonender und einfacher.“
Privat liebt die jetzt dunkelblonde Unita es, mit Haarfarben zu experimentieren, „alle Farben hatte ich schon, nur nicht weißblond, das ist zu ungesund. Kupferrot hatte ich am liebsten, das hätte ich gerne wieder, aber leider habe ich keine Zeit, um zum Friseur zu gehen!“ Jetzt lache auch ich.
Was ist Unitas Tipp, um unter all den Möglichkeiten seinen perfekten Haarstyle zu finden? „Nicht zu viel Chemie, natürlich ist meistens am allerbesten. Und auch beim Schnitt an dem orientieren, wie das Haar wächst, niemand ist symmetrisch, zwingt man dem Haar etwas auf, hält der neue Schnitt nur kurz.“
Jetzt habe ich schon wieder etwas gelernt. Alle Friseure haben bis jetzt versucht, meine Locken herauszuföhnen…
Und wenn das Haar dann doch etwas leidet und Pflege braucht, Unita?
„Olivenöl – einfach lauwarm machen und einmassieren. Über Nacht einwirken lassen. Nicht vergessen, den Kopfpolster mit einem Handtuch abzudecken. Wenn Du das Öl dann am nächsten Morgen rauswäschst, wirst Du staunen, wie weich und definiert Deine Locken sein werden.“
„Farbe, Schnitt, Style – das ist alles wichtig, damit man sich wohl fühlt, aber am allerwichtigsten ist, dass die Haare gesund sind, nur dann sehen sie wirklich gut aus.“ Unita ist fast fertig mit dem Spitzenschneiden und wird kurz ernst. „Jeder will immer, was er nicht hat. Auch ich zeige meiner Friseurin am Handy, was ich gerne hätte, und dann lachen wir gemeinsam!“
Als ich mich von der fröhlichen Unita verabschiede, zeigt sie noch nach draußen, „hier gleich nebenan macht ein neues Gasthaus auf, Brösel oder so, das sind sehr nette Leute, ich freue mich schon darauf, es mir anzuschauen.“
Das ist Unita: fröhlich, eine geschickte Haarstylistin und freundliche Nachbarin.