Die „Grüne Hütte“ zählt mit Sicherheit zu den Institutionen der Leopoldstadt. Egal ob sonntags einkaufen oder unter der Woche auf ein Backhendl – das Lokal und die Feinkost erstrahlen seit dem Frühjahr wieder in neuem Glanz.

 Das waren noch Zeiten, als Tankstellen nur Treibstoff verkauften und sonntags nicht mal auf Bahnhöfen Lebensmittel zu bekommen waren. Verhungern musste in Wien trotzdem niemand, denn es gab eine letzte Rettung für den vergessenen Wochenendeinkauf: die „Grüne Hütte“ am Rand des Praters. Aus dieser Zeit kennt auch Reinhard Reitermayer das Feinkostgeschäft an der Ausstellungsstraße. „Jeden Sonntag habe ich 100 Liter Milch geholt, um in meinen Cafés Cappuccino mit ganz frischer Milch machen zu können“, erinnert sich der leidenschaftliche Gastronom. Anfang des Jahres hat er das Feinkostgeschäft und das angeschlossene Restaurant der „Grüne Hütte“ übernommen

Gastronom aus Leidenschaft
Gelernt hat Reinhard Reitermayer im Hotel Ambassador. Schon früh hat ihn die Leidenschaft für den Beruf erfasst: „Es war toll, dass in einem Haus die ganze Welt zusammen kommt“, erzählt Reitermayer. Nach Wien zog es ihn zuerst nach Deutschland und England, um nach einem Intermezzo außerhalb der Gastronomie, doch wieder zu seinen Wurzeln nach Wien zurückzukehren. Er brachte 1989 die italienische Kaffeebar „Segafredo“ nach Wien, gründete die Lokalkette „tricaffè“ und betrieb zahlreiche andere Lokale. Auf dem Weg in den Ruhestand stolperte er mehr oder weniger zufällig über die „Grüne Hütte“. Nach aufwändiger Renovierung der Küche und des Gastraumes erfolgte im April die Eröffnung des Lokals. Aber auch die Feinkost führt Reitermayer weiter „Allerdings ist die Konkurrenz mit Billa und Co. schon sehr groß.“ Täglich gibt es ein Menü zum Mitnehmen, das Angebot soll demnächst erweitert werden.

Der Prater in der Ausstellungsstraße
Im Restaurant „Zur Grünen Hütte“ liebt man die Wiener Küche. Ausgelöstes Backhendl, Schnitzel oder Gulasch sollen nicht nur die Gäste der umliegenden Hotels, sondern auch die Stuwerviertler anlocken. „Wir machen alles selber und verwenden kein Convenience. Das sind wir der Umgebung schuldig“, versichert Reinhard Reitermayer. Auch die Kuchen und Torten werden selbst gemacht. Küche gibt es täglich bis 22 Uhr, aber auch danach drückt der Koch schon mal ein Auge zu und kocht noch Kleinigkeiten, wenn der Magen gar zu arg knurrt.

Leider versperrt die U-Bahnstation ein wenig die Sicht auf das Restaurant, die Zufahrt mit dem Auto ist nicht optimal und die Adresse Prater 196 verwirrend – liegt das Lokal doch in der Ausstellungsstraße. „Die Adresse ist eigentlich ein Privileg und der Konzession für den Sonntagsverkauf von Lebensmitteln zu verdanken“, erklärt Reitermayer.

Langweilig ohne Arbeit
„Für mich ist die Arbeit Teil meines Lebens. Das geht aber nur, weil es mir Spaß macht“, versichert der Gastronom und appelliert an die Jugend, auch „normale“ Berufe – wie Koch oder Kellner zu erlernen. Denn auch die könnten sehr interessant sein. Er selbst habe immer gerne gearbeitet und könne sich gar nicht vorstellen, nichts zu tun. Für den Fortbestand einer Wiener Institution ist das sicher eine gute Einstellung.

www.zurgruenenhuette.com